Rocshire Records – Die ganze Geschichte

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Die Geschichte von Rocshire Records ist eine erstaunliche Geschichte.

Gegründet wurde Rocshire Records in Juni 1982 vom exzentrischen Rocky Davis und seiner Frau Shirley – so entstand auch der Name Rocshire. Rocky hatte angeblich sein Geld mit der Schifffahrt verdient, und war selbst auch ein ehemaliger Musiker. Shirley hatte einen Namen für sich als Tour Managerin gemacht, arbeitete zu dieser Zeit allerdings nicht aktiv in der Firma ihres Mannes, sondern als Systems Analyst in der Hughes Medical Fund der Hughes Aircraft.

Schon die Gründung der Firma hatte in der Branche für viel Aufregung gesorgt. Zu einer Zeit, wo die großen Plattenlabels von Kalifornien an die Ostküste Amerikas gezogen sind, ließ sich Rocshire Records in einem Gewerbegebiet in Anaheim, Orange County nieder. Des Weiteren waren die Zahlen aus der Plattenindustrie schon damals nicht gerade vielversprechend. Während der Industrie in 1976 $4,1 Billionen umgesetzt hatte, war es in 1983 nur noch $3,6 Billionen, und Insider erwarteten für ’84 einen weiteren Rückgang von 10%.

Dies alles kümmerte Rocky Davis freilich nicht. Der Legende nach hat er die Firma eh nur gegründet, weil er sich in der kalifornischen Band Citizen Kane verliebt hatte. Um diese auf Vinyl zu bekommen, beschloss er, ein eigenes Aufnahmestudio zu bauen.

Lester Claypool wurde angeheuert

Um seine Pläne zu realisieren, nahm er die Hilfe von Lester Claypool (früher bei RCA und ABC Records) in Anspruch, der ihn während des Baus des Studios beraten und unterstützen sollte. Claypool warf dann alle Planungen um und entwarf ein State-of-the-Art Studio, in dem der erste Neve 8128 Mischpult der Welt eingebaut wurde. Claypool wurde Vize-Präsident von Rocshire.

„Als ich die Tragweite dessen erkannte, was Rocky vorhatte, war mir klar, dass wir jemanden mit Fachkenntnisse brauchten,“ sagte er, „also habe ich Gary empfohlen. Er hatte zu der Zeit nichts Besseres vor, also sagte er, ‚ja, warum nicht, lass uns eine Plattenfirma gründen'“

Mitarbeiter 1983 von links: Gary Davis, Brian Rooney, Mike Stone, Bud Samuels, Kenny Kaine, Roy Chiovani, Louis Lewow, Cynde Slater, Jerry Goodman, Sam Plocido, Rusty Ponton, Danny Smith.

Gary Davis (übrigens nicht mit Rocky verwandt) hatte bei Motown, ABC Records und Warner Brothers Erfolge als Manager gefeiert, und um Rocky Davis die Sache schmackhaft zu machen, griff Claypool zu einer List: Er lud sein Auto mit Dutzenden von Goldenen Schallplatten, die der 40-jähriger Gary früher in seiner Karriere verdient hatte. Als Rocky dann die Namen auf die Platten sah, – Fleetwood Mac, The Doobie Brothers, Steely Dan, Billy Preston, The Crusaders, Tom Petty und andere – war er begeistert, und Gary hatte sein Job.

„Rocky war nie darüber begeistert, wie die Künstler von den Labels behandelt wurde, sagte Davis, „was wir machen, ist ein Plattenlabel kreieren, wo der Künstler an erster Stelle steht.“

Home of the Artists

Das Konzept von Rocshire lautete „Home of the Artists“ und offensichtlich war die Ausrichtung der Firma wirklich so. „Unser Ziel ist, Künstler zu entwickeln, nicht nur Lieder,“ sagte Gary Davis damals. „Wenn ein Künstler ins Studio kommt,“ erklärte er weiter, „wird er in einem Haus auf Laguna Beach untergebracht. Da ist eine entspannte Atmosphäre, in sofern muss er sich nur um seine Musik kümmern.“

Dies tat der Künstler denn auch in dem super-modernen Studio. Rocshire verfügte auch über ein eigenes Tourensystem, komplett mit Bühne, Licht- und Soundsystem.

Bis zum Sommer 1983 hatte Rocky zwischen $3 Millionen und $4 Millionen in seine Firma investiert, und einige Analysten merkten an, dass die Finanzierung Rocshires größte Problem werden könnte. Laut Industrie-Analyst Kai Rudmann, dessen Papier „Radio Tip Paper“ in der Branche am meisten Respekt entgegengebracht wurde, kostete ein Durchschnittsalbum von einem großen Label ca. eine halbe Million Dollar – pro Album, versteht sich.

Rocshire gibt viel Geld aus, aber sie machen es so, dass sich künftige Ausgaben im Rahmen halten werden

Rudmann: „Große Labels haben großes Geld. Das ist so im Fernsehen, bei Spielfilmen, bei allen Projekten in Entertainment-Bereich. Und wenn man von Projektkapital in dieser Nachbarschaft redet, das wird schon ein großes Problem.“

Man gestand allerdings Rocshire ein sehr intelligentes Konzept zu.

„Rocshire gibt viel Geld aus, aber sie machen es so, dass sich künftige Ausgaben im Rahmen halten werden, “ schrieb das Orange County Magazine in ihrer August 1983 Ausgabe, „Die Gesellschaft ist auf dem besten Weg, ein autarker Entertainment-Komplex zu werden.“

Bei Rocshire wies man zudem auf die niedrigen Betriebskosten hin. Aufgrund dieser Tatsache, müsse die Firma nicht so viele Schallplatten verkaufen wie die großen. Claypool schätzte, dass ein Künstler bei Rocshire 20.000 bis 25.000 Schallplatten absetzen musste, um auf plus-minus Null zu kommen – „Nicht so viel nach heutigen Standards.“ Rocshire setzte zudem auf relativ unbekannte Künstler. Dadurch hielten sich Vorauszahlungen und Vorschüsse in Grenzen. Und da die Firma ihr eigenes Studio hatte, entstanden dort auch kaum Kosten.

Tony Carey war das Zugpferd

Die Zugpferde von Rocshire waren ex-Rainbow Mann Tony Carey sowie Chad & Jeremy, die Erfolge während der British Invasion der USA gefeiert hatten, aber in den letzten 20 Jahre keine neue Schallplatten herausgebracht hatten. Besonders mit Carey feierte Rocshire einige bemerkenswerten Erfolge. Laut Radio and Records gehörte Carey’s LP „Tony Carey“ zu den 20 meistgehörten Schallplatten des Landes in 1983. Die gleiche Publikation listete Carey’s Single „I Won’t Be Home Tonight“ auf Platz 16 der meistgespielten AOR Tracks.

Was Rocshire mit einem Künstler wie Tony Carey geschafft hat, ist nahezu unmöglich

„Ich bin geschockt“ sagte damals Steve Rosenthal, Director of Artist Relations bei Westwood One, dem größten Vertreter der national gesponserten Radio-Sender in den USA. „Was Rocshire mit einem Künstler wie Tony Carey geschafft hat, ist nahezu unmöglich. Sie werden immerhin ausschließlich von Independents vertrieben und haben nicht das gleiche Gewicht wie die großen Firmen, oder die Kleinen, die von den Großen vertrieben werden. David Geffen lässt seine Produkte durch Warner Brothers vertreiben, und Berkeley Records, die mit Greg Kihn einen großen Hit landete, hat Elektra/Asylum. Aber dass eine komplett unabhängige Firma dies schafft, gleicht einen Militärputsch!“

Analyst Rudmann sah das etwas anders „die Tatsache, dass seine Produkte von Unabhängigen vertrieben werden, ist eher ein Vorteil und kein Hindernis. So war es früher, und so wird eine größere Flexibilität ermöglicht.“

Lester Claypool meinte: „Ich wusste, dass das Produkt gut ist, und mit Gary David an meiner Seite, der die Promotion koordiniert hat, habe ich erwartet, dass wir Erfolg haben.

Der Erfolg sollte aber bald ein jähes Ende nehmen.


Header Foto: © Jim Rakete

Comments 10 Responses

  1. rob 27.05.2009
    • David 27.05.2009
  2. rob 27.05.2009
    • David 27.05.2009
  3. Leo 28.05.2009
    • David 28.05.2009
  4. rob 28.05.2009
  5. Leo 28.05.2009
  6. Sanne 02.06.2009
  7. Peter 02.01.2010

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