Zunächst aber musste Gary Davis mit einer persönlichen Tragödie fertigwerden.
Seine Tochter Stacy war eine Promotionsbeauftragte bei Rocshire Records. Sie bereiste das Land und besuchte unter anderem Radio Stationen, die in Colleges betrieben wurden, weil Rocshire diesen Markt knacken wollte. Auf dem Weg zur „College Media Journal Musik Wochenende“ in Oktober in New York, wurde ihr Auto auf dem Weg zum Flughafen von einem betrunkenen Fahrer gerammt. Sie wurde auf der Stelle getötet.
Es sollte aber noch schlimmer kommen. Kaum ein Jahr später gab es Rocshire nicht mehr. Was alle nicht wussten, was Gary Davis und Lester Claypool auch wohl nicht wussten: Rocshire Records wurde auf unterschlagenes Geld aufgebaut. Die Millionen, die Rocky Davis in seine Firma gepumpt hatte, waren zumindest zum Teil gestohlen.
Hier kommt Rocky’s Frau Shirley Lindsay Davis ins Spiel. Shirley war, wie bereits oben erwähnt, nicht in der Firma ihres Mannes aktiv, obwohl sie früher Tourmanagerin gewesen war. Sie war laut einer ehemaligen Mitarbeiterin Diane L. „Systems Analyst“ in der Hughes Medical Fund bei Hughes Aircraft. Sie hatte 60 Leute unter sich, und laut ihrer Beschreibung, hatte sie die komplette Kontrolle über die Abteilung. Mitarbeiter, die sich gegen sie stellten, wurden kalt abserviert, sie hatte wohl die absolute Macht.
Anders ist es auch nicht zu erklären, dass es ihr gelungen ist, aus einer streng bewachten Abteilung so viel Geld zu entwenden, das immerhin reichte, um Rocshire Records mit all ihren Studios, Büros usw. zu finanzieren und über Wasser zu halten.
Die Behörden wurden irgendwann aufmerksam
Irgendwann wurden die IRS und FBI auf Rocshire aufmerksam, die Firma wurde geschlossen und die noch vorhandene Masse beschlagnahmt. Zunächst war der Rede von 3 Millionen Dollar, die entwendet wurden, aber letztendlich wurden Gary und Shirley wegen $12,7 Millionen angezeigt und verurteilt. Shirley erhielt 10 Jahre Gefängnis für ihre Beteiligung an dieser Sache. Ihre Tochter Kathy, die angeblich mit verwickelt wurde, wurde aufgrund ihres Alters nicht verklagt, aber offensichtlich wanderte sie dann doch später wegen einer ähnlichen Geschichte ins Gefängnis.
Shirley Lindsay Davis spazierte Tag für Tag über einem Zeitraum von 4 Jahren aus einer abgesicherten Abteilung mit Schecks im Wert von $100.000
Shirley selber hatte laut einer ehemaligen Mitarbeiterin immer damit geprahlt, mehr als $33 Millionen gestohlen zu haben. „Was ich überhaupt nicht anzweifele,“ schrieb sie, „Shirley Lindsay Davis spazierte Tag für Tag über einem Zeitraum von 4 Jahren aus einer abgesicherten Abteilung mit Schecks im Wert von $100.000, alle mit einem Einzelwert unter $10.000. Das Maximum, was wir drucken konnten. Sie war Systems Analyst, jeder medizinische Problemfall landete auf ihren Schreibtisch.“
Während einer Ebay Transaktion vor gut 2 Jahre hatte ich kurz Kontakt zu einem Neffen von Shirley Davis. Ihre Familie hat wohl (verständlicherweise) versucht, die ganze Geschichte zu vertuschen. Aus diesem Grunde wussten die Leute, zu den ich Kontakt hatte, von der ganzen Geschichte gar nichts. Sie wurden erst durch mein Nachfragen auf die Geschichte aufmerksam. Für sie war Shirley in den 80er Jahre einfach verschwunden – man erzählte ihnen, sie wäre weggezogen.
Die Folgen für die Musiker waren natürlich verheerend. Sie verloren alles – sogar die Bänder wurden von der FBI beschlagnahmt und wurden nicht wieder gesehen.
Header Foto: © Jim Rakete
Quellen:
The Rise and Fall of Rocshire Records and the Loss of Stacy Davis
http://iamchuckthewriter.blogspot.com/2008/10/chuck-writer-remembers-stacy-davis.html
http://blog.mixonline.com/audiobites/2007/07/31/one-way-to-make-a-million-bucks-in-the-music-biz/
Billboard Magazine 20.10.1984
Billboard Magazine 20 November 1982
Rocshire_Records-6-83
Davis v Commissioner
Was für eine irre Geschichte. Bitte mehr davon. Gibt es noch Fotos von Gary und Shirley? Mich würde mal interessieren, wie viele Platten von Caro angepresst wurden. Was für eine Rarität. Wo liegen da wohl jetzt die Rechte?
Schöne Grüße, und das ist ja eine interessante Seite hier.
Also… theoretisch müssten die Rechte für die Caro Platte bei Rainer Pfortner liegen, Caro hat sie damals an ihn übertragen. Wo die Bänder sind, ist allerdings eine andere Frage. Ich vermute mal, es gibt sie gar nicht mehr. Ich hatte irgendwo gelesen, dass in den USA die entsprechende Gesellschaften solche Bänder idR höchstens ein halbes Jahr aufbewahren…
Oha, bleibt die Frage wer dieser Rainer Pfortner ist? Und wo der sich aufhält? War das ihr Manager?
Kein Wunder das es keine alten Schallplatten von Caro auf CD gibt, wenn sich alles so komplziert verhält.
Rainer Pfortner ist Deutscher Produzent, hat viel mit Peter Hauke gemacht. Der steckt(e) immer mit im Hintergrund habe ich das Gefühl. Irgendwie wie so’n vorzeitlicher Bohlen…
Das ist ja interessant. Habe von dem noch nie gehört. Für mich gab es nur einen coolen Produzenten mit Rang und Namen in Deutschland: Conny Plank.
Es ist auch kaum was über ihn im Internet zu finden – merkwürdigerweise. Peter Hauke sollte ein Begriff sein aber, er hat schließlich Supermax entdeckt und produziert
Supermax?! Gibt es die noch? Mit Hauke hatten die Glück. Immer wenn das Studio leer war, durften sie rein und an Songs feilen. Per Zufall entstand dann Lovemachine, und das Ding wurde ein riesen Hit. Eigentlich war ihre Musik viel Latino mäßiger, so aber wurden sie durch den Hit auf den Sound von Lovemachine festgelegt.
Über Supermax gibt es noch viele lustige Geschichten im Buch vom Jürgen Zöller.
Ja, Hauke tauchte oft als Produzent auf. Allerdings war er eigentlich mehr Manager, als alles andere. Der Mann der Beziehungen. Er hat damals auch viel mit den Wienern wie Christian Kolonovitz gearbeitet. Die Cashcow von Hauke war jedoch Tony Carey. Der schrieb in einem Jahr locker 200 Songs, und davon waren 50 Nummern in den Top 100. Was ist eigentlich aus Hauke geworden?
Hallo. Habe gerade gelesen das Caro in Pinneberg mit Manusch und Enzo Weiß auftritt. Gibt es da noch nähere Infos? Steht da eine neue CD an? Falls jemand etwas mehr weiß, würde ich mich um eine Antwort freuen. Liebe Grüße, Sanne
einfach sensationell die Story, ich muss da weiter recherchieren – toll