Jerusalema – ein Kommentar

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Durch eine Social Media Challenge ist der Song Jerusalema des Süd-Afrikanischen Künstlers Master KG zu zweifelhaftem Ruhm gelangt. Aber nicht aufgrund der vielen fröhlichen Tanz-Videos, die das Internet überschwemmt haben, sondern weil sich der Rechteinhaber mit Geldforderungen gemeldet hat.

Eigentlich war das Ziel der Challenge, ein wenig Licht und Fröhlichkeit in unserem Corona Alltag zu bringen. Videos unter anderem von tanzenden Feuerwehrleute, Krankenhauspersonal, Polizisten und vieles mehr kursieren durch das Netz. Aber das Erwachen war für viele böse

Plattenfirmen, die noch existieren, sind lebensfremd. Sie machen viel Geld durch Streaming zum Nachteil der Künstler
– Graham Sclater CEO Tabitha Records

Jetzt kommt plötzlich Warner Music daher, ein Unternehmen, dass NDR 90,3 zufolge im vergangenen Corona-Jahr 4 Milliarden Euro Umsatz gemacht hat, und sorgt sich ganz plötzlich um „seine“ Künstler. Das sind dieselben Künstler, die sich in 2020 so alleine gelassen gefühlt haben, dieselben Künstler, die mangels Perspektive andere Jobs annehmen mussten. Warner will Geld sehen, und nicht zu knapp.

Laut Westfalen-Blatt sollen erste Rechnungen über mehr als 5.000 Euro im Umlauf sein. Laut NDR 90,3 soll ein Krankenhaus in Hamburg über 1.000 Euro zahlen.

Trotz aller Kritik an Warner gibt es Stimmen, die dem Unternehmen recht geben. Eine davon ist die der Hamburger Sängerin Miu, eine Künstlerin, die ich sehr schätze, und dessen Musik ich sehr liebe. In einem Artikel der Stern wirbt sie für Verständnis für das Vorgehen des Konzerns.

Irgendwann ist es passiert, dass unsere Gesellschaft vergessen hat, dass Kultur machen ein Beruf ist und die Menschen, die Musik machen, auch von etwas leben müssen.
Miu

Die obige Aussage ist natürlich richtig, und eigentlich wäre dem nichts hinzuzufügen…. eigentlich. Denn hier wird offensichtlich doppelt kassiert.

Die GEMA hat nämlich schon Gebühren für die Videos eingenommen, da sie mit den Anbietern der Plattformen direkt abrechnet. Jedes Mal, wo ein Video hochgeladen wird ist die GEMA dabei. Warner Music beruft sich jetzt aber auf das sogenannte Synchronisationsrecht.

Und so stoßen wir auf das eigentliche Problem. Das Musikgeschäft ist dreckig und undurchsichtig, sowohl für Künstler als auch für den Verbraucher. Hier nutzt meiner Meinung nach ein Unternehmen die Unwissenheit des Verbrauchers aus, um sich über Gebühr zu bereichern. Denn die Einigung der GEMA mit z.B: YouTube vor ein paar Jahre ist bekannt.

GEMA Gebühr betrug 70 Euro – im Jahr

Aber was beinhaltet das, wenn man den richtigen Weg geht? – ein Beispiel.

In 2006 fing ich mit dem ernsthaften Erstellen von Websites an. Mein erstes „Projekt“ war eine offizielle Fansite für eine Deutsche Sängerin. Irgendwann wollte ich gerne auch Musik auf der Seite haben. Das muss so gegen 2010 gewesen sein Also habe ich mich mit der GEMA in Verbindung gesetzt und das Projekt mit denen durchgesprochen. Der Tarif damals für 10 Minuten Musik auf der Seite betrug 70 Euro im Jahr.

Aber: wenn man die Musik eines Künstlers auf der Seite abspielen will, muss man zusätzlich die Genehmigung des Rechtinhabers haben, so wurde mir damals gesagt. In diesem Fall war es kein Problem, da ich inzwischen mit ihm befreundet war… Andere Rechteinhaber waren allerdings nicht so zugänglich. Und so blieb ich mit nur einen Song stehen. Bis heute frage ich mich allerdings, warum ich diese Leute denn überhaupt fragen muss, wenn ich mich mit der GEMA einige… entweder man vertritt deren Rechte, oder nicht?

Zweites Beispiel: In bin hauptberuflich in der Gastronomie tätig. „Wir“ sind Lizenznehmer eines großen Unternehmens in der Systemgastronomie. In unseren Restaurants wird Musik gespielt, und zwar über Videos, die von (meistens) zwei monitore ausgestrahlt werden. Dafür zahlen wir GEMA Gebühren, und zwar einen mittleren dreistelligen Betrag im Quartal.

Diese Gebühren stehen in keinem Verhältnis zu den Rechnungen, die jetzt von Warner verschickt werden. Und auch deshalb ist das Vorgehen des Unternehmens für mich nicht nachvollziehbar.

(Das Bild oben auf der Seite ist übrigens von Pixabay.de. Die Lizenz könnt ihr hier nachlesen. Zur Nachahmung empfohlen, nicht nur aber insbesondere in der Musikbranche.)

Bild von Free-Photos auf Pixabay

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